Der demokratische Prozess wird erheblich durch allseitige Dummheit (und falscher Raffiniertheit) ruiniert.
Zum Beispiel:
1) Man kriegt nicht das angeboten, was man eigentlich will. Man wählt darum das kleinste Übel. Nichtwählen würde gar nichts bringen ... und irgendwie ist man ja besorgt, und will was tun.
2) Man wählt, weil man direkt etwas dafür bekommt. In Südeuropa zum Beispiel eine Anstellung beim Staat. Wie dumm und fatal das ist ... braucht keine Worte. In Lateinamerika kriegt man zwischen zehn und dreißig Euro. Oder der Präsidentschaftskandidat hält Wort, und verteilt Gelder für die Armen (während er mit ganzer Partei klaut wo es nur geht. Wie in Brasilien.)
3) Man wählt, weil der Kerl gut auf Fotos oder im Fernsehen raus kommt. In Mexiko bestehen keine Zweifel, dass 2012 Enrique Peña-Nieto Präsident wird. Er tritt für die Partei PRI an, die bis zum Jahr 2000 ununterbrochen 71 Jahre lang regiert hat. Was das für ein mafiöses Netz war, darf erraten werden, oder einfach nachgegoogelt werden.
Peña-Nieto kommt auch sehr gut an, weil er letztes Jahr eine Seifenoper Schauspielerin geheiratet hat. Er ist also erste Wahl für die Damen, die praktisch interaktiv dafür sorgen können, dass die reale Seifenoper politisch ein Happy End findet.
Für das Land ist es eventuell nicht so gut ...
4) Im Vorfeld von Wahlen zippt man von politischen Debatten weg, auf andere TV-Unterhaltungsprogramme. Um Wähler zu sein reicht es ja, irgendwo das Kreuzchen zu machen, und dann müssen die Politiker sehen, wie sie den Karren am Laufen halten ... oder?
5) Grundsätzlich beinhaltet das Bürger sein nichts weiteres, als zu wählen oder höchstens zu Meckern und Jammern.
Dass man praktikable Vorschläge machen könnte, und mit Gleichgesinnten Interessengruppen bilden könnte ... das ist doch typisch links, also richtig Kommi. Der richtige Bürger ist passiv! Das Grundproblem ist, dass man nicht mit Asozialen zusammenkommen möchte ... Internet und soziale Medien gibt es ja anscheinend noch nicht, um statt Farmville und Texas Hold em Poker auch zu diskutieren und Initiativen anzustoßen ...
6) Was Dumm ist, soll dumm bleiben. Anders war es nie, und es könnte eine Katastrophe verursachen. Jimmy Carter hatte eine Studie veranlasst, wie man Wähler zum Wählen bewegen kann, und gleich danach an Politik nicht interessiert hält. Er wollte also das Rezept haben, um Macht delegiert zu bekommen, und dann tun dürfen, was ihm beliebte, ohne kritisiert zu werden.
7) Als Kunde ist man König, weil wer zahlt, die Macht hat. Als Wähler nicht ... Oder halt, wer zahlt denn eigentlich?
Ja doch. Die meisten Wähler haben immer noch nicht kapiert, dass sie wählen „dürfen“ weil sie zahlen, und zahlen werden! Sie müssen nämlich bestimmen, wer das Geld ausgibt. Das Wie vor dem Wahlkampf und danach kann differieren, aber zumindest sollte er verstehen, welchen Ausgabeweg die Kandidaten gehen werden.
8) Wähler wählen seit Jahrzehnten nur Politiker, die um alles herum sülzen, und nie eine direkt Aussage machen.
Nichts gegen Pragmatismus (ich bin pragmatisch). Ein Politiker kann wirklich die Position vertreten, dass man jedes Problem in Ruhe angeht, und im Voraus nicht weiß, welche Lösung besser ist. (Ich wäre ein solcher). Aber einige Dinge weiß man auch als Politiker.
Ist man dafür, die Wirtschaft zu „leiten“ (typisch Links)? Will man konkret die Finanzwelt regeln, oder hält man daran fest, dass sie sich selbst gesund heilt? Unterstützt man Familien mit Kindern? Auf welcher Ebene regelt man Einwandererströme., etc.
9) Ich bin ein Idiot, weil ich seit 28 Jahren wählen dürfte, und es nie gemacht habe.
10) Ich habe 28 Jahre lang keinen Kandidaten und keine Partei gefunden, die ich wählen konnte, und finde sei auch jetzt nicht. ABER: Ich hätte als Nichtwähler etwas unternehmen können.
Ich tu es jetzt.
Die ist kein Meckerblog. Es gibt Wege, die Demokratie zu verbessern, und bessere Politiker zu fördern, indem man ihnen einen Markt „reserviert“.
Dazu braucht man eine ganz einfache Sache: Intelligent wählen.
Nicht intelligent ist, einfach das zu wählen, was angeboten wird.
Man sollte sich das Angebot idealerweise selbst zusammenstellen.
Aber praktischerweise geht es einfacher: Man hält Platz im Parlament leer, und vergibt ihn nur, wenn man bessere Politik serviert bekommt.
Das funktioniert sogar, wenn man an sich selbst als Wähler gar nichts ändert, und dumm bleibt.
Ich finde es einfacher, den demokratischen Mechanismus zu verbessern, als die Wähler zu schulen.
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